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Aktuell stand Mond und Saturn am Abendhimmel, eigentlich nicht das Ziel eines Deep-Sky-Jüngers. Aber was tun, wenn die Zeit einem nix anderes übrigläßt, außer ein wenig am Abend einen Spaziergang zu machen. Ganz schnell kamen mir dabei die vielen Bilder in den Sinn, die im Internet von diesen (und weiteren) Sonnensystem-Objekten zu finden sind.
Also denke ich mir, das ich ja auch ein Teleskop habe, mit dem diese Ziele zu schaffen sind. Aber als rein visueller Mensch hab ich natürlich keine geeignete Kamera zur Verfügung. Ein Blick in die Biete-Boards der einschlägigen Internet-Foren hilf da aber direkt weiter. Der Zufall wollte es, das in meinem Heimatforum eine gebrauchte WebCam zu haben war. Kurzer Prozess, die WebCam wurde geordert (Danke an Michael). Wie es das Los eines arbeitenden Menschen so trifft, kam ich erst mal nicht zum Aufnehmen von irgendwelchen Bildern (aber ich war in der Zwischenzeit da und da). Da noch ein wenig Urlaub anstand konnte ich dann mal wirklich ran an den Speck. Bei Tage auf die Sonne, damit es erst mal mit der neuen Technik nicht am Nicht-Sehen hängenbleibt, wollte ich dann mal die ersten Schritte machen.
Da ich wirklich keine Ahnung von der Technik etc. hatte, hab ich ein wenig in den Foren gestöbert und bin als Aufnahme- und erste Weiterverarbeitungssoftware auf Giotto gestoßen. Die Software läßt sich kinderleicht bedienen und hat auf Anhieb funktioniert. Über das Menü Bildaufnahme|Aufnahme von AVIs... erfolgt die Aufnahme von AVI-Videos, wenn eine am Rechner angeschlossene Kamera erkannt wird. Die ganzen Regler und Einstellungen hab ich zum Test erst mal nicht verändert...mit dem Erfolg, das ich erst mal kein vernünftiges Bild hinbekam, geschweige denn ein Video. Mit ein Paar Anpassungen an den Einstellungen des Kamera-Treibers kam dann auch ein Bild. Die Technik funktioniert mal...prinzipiell.
Also schwenke ich mal auf die Sonne. Gesagt, aber nicht getan. Es ist erst mal nicht so einfach, ohne Sucher und ohne Fokussierung am Stern die Sonne zu finden und ein Abbild hinzubekommen. Das Finden der Sonne war dadurch erschwert, das die Kamera die Belichtungszeit in der Standardeinstellung selbst wählt. Schwenkt man also in die Nähe der Sonne (dahin, wo es im Bild etwas heller ist), dann wird durch diese Selbsteinstellung der Belichtungszeit das Bild natürlich wieder abgedunkelt. Bevor ich also wirklich das Ziel, die Sonne, anfahre, stelle ich die Belichtungszeit manuell ein. So finde ich dann auch die Sonnenscheibe. Jetzt wird es aber haarig, wie fokussiere ich denn das Bild. Es dauert schon eine Weile, bis ich bei allen möglichen Positionen einen Fleck auf der Sonne erkennen kann. An diesen Fleck hefte ich mich und versuche das Bild so klar wie möglich einzustellen. Das ist allerdings ein enormes Geduldsspiel, denn das Seeing macht die Scharfstellung nicht einfacher. Über einen Tip (Danke Andreas) hab ich das Einstellen des Fokus dann haaaalbwegs hinbekommen. Nun also, Licht aus und Spot an. Dier ersten Test-Videos werden aufgenommen.
Da ist sie nun, die erste Sonne. Dies ist ein einzelnes Bild aus dem Video (ohne Schnickschnack, ohne Bearbeitung oder sonstiges). Und ich muss ehrlich sagen, nix dolles, nix weltbewegendes, nix besonderes, eher Müll und Murgs. Die Bilder im Internet, die mir durch den Kopf schwirren, sehen wirklich viel besser aus. Ich hab so den Eindruck, da fehlt es an Schärfe, an Kontrast, an irgendwie allem.
Aber das ist erst mal egal, das ist die erste Aufnahme. Sollen denn die anderen Bilder mit wirklich viel besserem Equipment entstanden sein? Ja, ich geb zu, die Brennweite ist ja nicht optimal (750mm im Primärfokus), den Fokuspunkt zu finden ist verdammt schwierig, die WebCam ist nur eine WebCam und keine High-Tech Kamera. Oder soll der Rest der schönen Bilder in der Bildverarbeitung liegen? Aber die Bildverarbeitung ist ein Fass ohne Boden.
Urlaub, schönes Wetter, das Teleskop bleibt einfach draußen stehen, so das ich später mal auf dem Mond meine ersten Gehversuche machen kann. Der Mond geht relativ früh unter, so das ich schon gegen Abend die ersten Aufnahmen versuche. Wirklich, das Ziel Mond ist ein viel einfacheres Startobjekt. Das Finden und das Fokussieren sind hier Aufgrund der nicht vorhandenen Überstrahlung viel einfacher. Aber das Seeing ist auch hier ein störender Aspekt, dem ich erst mal mit geringer Brennweite und großen Bildausschnitt entgegen gehe.
Ein Paar Fingerübungen beim Umgang mit Giotto hab ich in der Zwischenzeit gemacht, so das ich das Video in Einzelbilder zerlege und diese dann stacke. Man darf aber keine Wunder erwarten, wenn das Bild gestackt wird. Die Qualität der Rohbilder, die im Video gespeichert sind, bestimmen auch hier das Ergebnis.
Aber als Laie kann ich sagen, das das Abbild des Mondes für den Anfang recht ordentlich gelungen ist. Der Mond wurde nicht bei Dunkelheit aufgenommen, so das das Gesamtbild recht hell ist. Bestimmt kann man über die Bildverarbeitung enstprechend die Gesamthelligkeit so zurechtbiegen, das das Bild auch dunkel erscheint.
Ich bin erst einmal froh, das ich wirklich Details am Mond erkennen und im Bild festhalten konnte. Die verschiedensten Krater mit Schattenwürfen sind auf dem Chip, der Terminator mit der dunklen Mondseite ist vorhanden. Kleinste bis große Krater sind auf der Oberfläche des Mondes verteilt, die besonders am Terminator schöne Schattenwürfe zeigen. Auch weiter links im Bild sind noch Schattenwürfe der tiefen Krater zu sehen. Deutlich kommt auch die Aufhellung Richtung Sonne auf dem Mond heraus.
Aufgrund der Größe des WebCam Chip passt der Mond, auch bei einer Brennweite von nur 750mm des 6" Newton, natürlich nicht formatfüllend ins Bild. Eine Komplettaufnahme würde entweder eine reduzierte Brennweite oder ein größerer Chip bedeuten. Beides steht mir aber nicht zur Verfügung.
Der Ringplanet steht ja recht weit im Westen ohne eine wirklich komfortable Höhe. Zwischen Dunkelheit und Untergang des Planeten ist ja nicht viel Zeit. Aber auch ein Bild von diesem Planeten will gemacht werden. Aufgrund seiner Ringe ist das wohl der schönste Planet des Sonnensystems. Ringe aus Staub mit feinen Unterteilungen und Farbnuancen, die Schatten auf der Oberfläche werfen. Zum Teil verirren sich auch mal Monde auf das Bild. Alles Eindrücke, die beim Betrachten der Internetbilder und auch schon bei visueller Beobachtung rüberkommen (ich erinnere mich grad an den Saturn bei 500-facher Vergrößerung mit wirklich stehendem Bild).
Ernüchternd, sehr ernüchternd ist aber dann das erste Ergebnis. Klar, auch ein Laie erkennt den Saturn, aber viel mehr kann man nicht aus den Bildern ablesen. Richtiger Fokuspunkt, richtige Belichtung, richtige Nachführung, richtige Vergrößerung, gutes Seeing...alles Aspekte, die ich ausser acht gelassen habe, um nur das Bild aufzunehmen. Hier wird einem schnell klar, das bei den vielen tollen Bildern im Internet alles gepasst haben muss, um auch einen Hingucker als Ergebnis präsentieren zu können.
Tief im Westen hab ich die Auswirkung des Seeings richtig gut gesehen. Die Auswirkungen auf das Bild, also das Wabbern, sind hier richtig deutlich rübergekommen. Testaufnahmen mit Barlow sind so dann wirklich grausam, der Planet springt förmlich im Bild. Scharfe Momente sind kaum bis gar nicht auszumachen. Leuts, das ist ein echtes Geduldsspiel. Damit verbunden natürlich das Problem, das die Scharfstellung nicht wirklich gut funktioniert. Man dreht einen Hauch am Okularauszug (wirklich nur einen Hauch) und wartet dann über einen halbe Minute, ob das Video ein Paar scharfe Momente hat. Und dieses Spiel'chchen treibt man eine zeitlang, bis man meint, das es so in etwa gut ist. Und dann schaut man sich das Video im Anschluss kurz an und denkt...
So sehr man es sich auch herbeisehnt, aber die Saison für Planeten tief im Westen ist einfach vorbei.
Ich hab Urlaub, beschäftige mich mit dem Thema. Zu allem Überfluss wurde ich dann auch noch morgens um halb fünf wach. Tjo, die richtige Zeit für den Gasriesen. Das Teleskop steht noch auf der Terasse, also nix wie raus, Deckel öffnen und Gas geben.
Nachdem ich denn dann den Planeten im Bild hab fällt direkt das wirklich verbesserte Seeing im Vergleich zum Mond und Saturn am Abendhimmel auf. Das sind wirklich Welten zwischen der Abend- und der Morgen-Boebachtung. Das Bild ist sehr viel ruhiger, der Planet ist Müde und tanzt nicht. Aber auch hierbei beinhaltet es ein biss'l Fingerübung, bis das Bild einigermaßen scharf wird, aber es geht.
Erste Schritte der Bildbearbeitung erlauben es mir, ein Paar Details etwas klarer aus dem Summenbild herauszuarbeiten. Dabei muss ich aber wirklich eingestehen, das ich von der Bildbearbeitung noch nicht wirklich viel weiss. Daher sind diese versuche mehr ein Stochern im Nebel.
Da ich mit den ganzen Spielereien noch nicht vertraut bin, kann ich nicht wirklich einschätzen, welche Auswirkung - ob positiv oder negativ - diese Retuschier-Aktion hat. Holt man versteckte Details hervor oder zaubert man Informationen ins Bild, die gar nicht da sind.
Die elektronische Nachbearbeitung ist ein sehr komplexes Thema. Mir ist im Groben schon klar, was da gemacht wird. Zum Stacken das Übereinanderlegen der Bilder mit vorheriger Auswahl der schärfsten Bilder aus dem Video. Die Weiterverarbeitung mit den Filtern für's Schärfen etc. sind mir von der Berechnungsseite her einigermaßen klar. Aber die speziellen Auswirkungen bei den Motiven muss ich mir erst einmal genauer zu Gemüte führen.
Der ganze Komplex um die Nachbearbeitung ist - ohne das man eine gescheites Aufnahme hinbekommt - schon mehr wie ein abendfüllendes Thema, mit dem ich mich sicherlich in der nächsten Zeit tiefer beschäftigen werde. Da ich ja gerne, um die Finger in Übung zu halten, ein Stück Software schreibe...
Für die allerersten Versuche, bei dem es mir nur darauf ankam, etwas auf den Chip zu bannen, bin ich aus meiner Sicht erst mal zufrieden. Man sieht ja wenigstens mal was. Aber gleichzeitig wird mir auch klar, das alle Aspekte bei einer brauchbaren Aufnahme und Bildgewinnung passen müssen, bevor das ein vorzeigbares Ergebnis wird. Die Grenzen, ohne das man sich um alle Komponenten Gedanken gemacht hat, werden einem direkt aufgezeigt.
Grundlegend müsste einmal die Brennweite, speziell für die Planeten, deutlich erweitert werden. Optimalerweise kommt man ja auf so f/20..f/25 (kann man leicht nachrechnen). Damit einher geht ja auch, das man solch eine Brennweite auch montierungstechnisch stabil gehalten und wackelfrei nachführen und aufnehmen kann. Grundlegend könnte man eine Okularprojektion oder ein Barlow-Linse einsetzen. Mit beidem werde ich mal ein wenig experimentieren, um ein wenig mehr Erfahrung bei der vergrößerten Brennweite zu bekommen.
Auch den richtigen Aufnahmemoment muss man abwarten. Es hilft nix, nur weil man Zeit hat ein Bild zu schießen, das Seeing soll schon passen, sonst ist alle Mühe vergebens. Aus der ersten Erfahrung müsste ich ja dann ein echter Frühaufsteher werden. Viel länger wie die Aufnahme selbst dauert auch das Finden des richtigen Fokuspunktes, aber auch da kommt man nicht drum herum. Schärfe im Bild ist natürlich eng verbunden mit diesem Geduldsspiel. Da dies aber kein weiteres Equipment bedeutet, sondern nur ein genaues arbeiten, sollte und müsste jeder mit der entsprechenden Zeitinvestition das hinbekommen.
Auch wenn der Mond nicht formatfüllend ins Bild passt, denke ich, das die Chipgröße nicht unbedingt geändert werden muss. Eine empfindlichere Kamera mit Aufnahmezeiten herunter bis zu 1/1000 Sekunde würde es aber vereinfachen, die seeingedingten, ruhigem Momente besser einzufrieren.
Insgesamt also eine Menge an Baustellen, die in der nächsten Zeit angegangen werden sollten, um auch entsprechende Ergebnisse erziehlen zu können.
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Stand: 23. August 2013