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Südsicht, die Zweite

Datum: 28. Juli 2009, 22:30-03:30 Uhr
Ort: Weinberge
Grenzgröße: nicht bestimmt
Gerät: Refraktor 60/900; Newton 6" f/5

Objekte
GC: M22, M28, M55, M69, M70
OC: M6, M7, M16, M18, M21, M24, M24
DN: M8, M17, M20

Mitten in der Woche, kein Urlaub, und es hat sich guter Himmel angekündigt. Was soll ich tun. Klar, raus, zu Hause wartet eh keiner. Raphael und Isabel sagen nicht nein (die haben ja Urlaub). Also gehts in die berühmten Weinberge, um einige Himmelobjekte zu erhaschen.

Nachdem am vergangenen Wochenende die tiefstehenden Süd-Objekte in die Woken gefallen sind, hab ich keine Hoffnung mehr, diese für den Messier-Marathon noch zu bekommen. Geplant also ist die schon länger bereitliegende Liste der Kugelsternhaufen sowie ein Fallback auf Seite 49.

Angekommen auf dem Platz wird erst mal aufgebaut. Raphael und Isabel haben den Rat aus dem Forum beherzigt, heute ohne den Karton, die einzelnen Teile vom Teleskop schon vormontiert. So erfolgt der Aufbau in ähnlich schneller weise wie bei mir.

Beim Umschauen fällt der schon ganz freie Himmel auf, kein Wölkchen, keine Feutigkeit. Geht da heute abend mehr als erwartet?

Zuerst ma ein wenig plaudern und warmspechteln. Ist schon eine ganz andere Athmosphäre, wenn man nicht alleine rausgeht. Raphael und Isabel haben sich einen Doppelstern rausgesucht, der unbedingt aufgesucht werden muss (der liegt ja auch im Delfin). Parallel hole ich schon mal die Karten des Südens hervor, die Liste ist noch im Atlas.

Damit die tiefstehenden Objekte nicht verschwinden, bevor ich diese gesehen hab, und ich für den Messiermarathon noch was zum ergänzen hab, fang ich mal bei M6 (OC-III2p in Sco; 4,2mag; 33'; NGC-6404; Schmetterlingshaufen) an. Mein Standard Okular - 13mm - rein und los. Dieser offene Haufen ist eine lose Sammlung mit ca. 10 hellen, markanten Sternen. Viele schwächere Sterne , deutlich dunkler, sind im ganzen Feld zu sehen. Etwas langgezogen, nicht rund verteilt, sind die helleren Sterne im Blickfeld.

Dann zum nahgelegenen M7 (OC-II2r in Sco; 3,3mag; 75'; NGC-6475; Ptolemäus' Sternhaufen). So viel größer kommt der mir gar nicht vor, hat er doch einen ähnlichen Aufbau wie M6. Einige helle, markante Sterne eingebettet in ein Feld von vielen schwachen Sternen. Die hellen Sterne ziehen sich bei M7 mehr schlangenförmig durch Feld, die "Hauptlinie" schön zu erkennen.

Weiter zu M8 (DN/SNR in Sgr; ?mag; 45'x30'; NGC-6523; Lagunennebel), einem Emissions-/Reflexionsnebel. Dies ist ein wirklich toller, imposanter Nebel mit irgendwie angrenzendem offenen Sternhaufen. Leider ziehen schwache Wolken im Süden durch, die einen mal mehr, mal weniger von der Pracht zeigen. Im Nebel selbst erkenne ich zwei Knoten (oder Sterne). Indirekt wird der richtig groß im 13mm Okular. Über dem "Hauptnebel" ist noch ein nebliger Bereich, zwischen diesen beiden Gebieten erscheint der Nebel ein schärfer begrenztes Nichts zu haben. Nach außen laufen diese Nebel ins Feld aus.

Isabel und Raphael haben den zweiten Doppelstern im Teleskop, Albireo. Zuerst nur als Doppelstern erkannt, sollten sie mal etwas genauer hinschauen. Der eine ist rötlich. Nochmal genauer hinschauen. Der andere hat einen blauton. So ist es nun mal, Details kommen meist erst durch intensivere Beobachtungen durch. Einen Grundsatz, den man nie vergessen sollte.

Als nächstes, sind sie doch schon am zweiten Abend mit mir unterwegs, ein klein bisschen Herausforderung. Über Starhopping ein Objekt suchen. Ziel des Unternehmens ist der Hantelnebel. Na dann mal los. Ich schau derweil weiter in Südrichtung.

Der nächste Kandidat ist M20 (DN/SNR-EN+OCL in Sgr; 6,3mag; 20'; NGC-6514; Trifidnebel). Dies ist ein bei weitem nicht so imposanter Nebel wie M8 (na ja, vielleicht hab ich auch ein wenig schlechtere Sehbedingungen wie eben). Ich kann weit weniger Detail erkennen wie eben, schade. Nach links hin ist er schärfer begrenzt und macht an einem Stern einen leichten Knick. Nach rechts hingegen ist er weit auslaufend.

Mit im Blickfeld ist der offene Haufen M21 (OC-I3m in Sgr; 5,9mag; 16'; NGC-6531). Nun ja, einfach ein kleiner offener Haufen...mit wenigen markanten Sternen. Ein Flaum aus vielen schwachen Sternen im Feld, die bei indirektem Sehen aber schön aufblitzen.

Weiter im Schützen zu M23 (OC-III1m in Sgr; 5,5mag; 25'; NGC-6494). Dies ist ein wirklich schöner, großer Haufen. Viele gleichmäßig helle Sterne sitzen von rechts oben nach unten im dem Gebiet. Weiterhin sind ein Unmelge schwächere Sterne zu sehen, die sich vom nebligen Hintergrund abheben.

Noch ein offener Haufen, M24 (OC-I1r in Sgr; 4,6mag; 120'x60'; NGC-6603; Sagittariuswolke). Und ich dacht schon, M23 ist groß. Ein Riesen-Areal voll mit Sternen, ein echtes Sternenmeer mit einem hellen Flaum im ganzen Bereich. Ich bekomm den ganzen Haufen nicht ins 13mm Okular, schwenke hin und her. Selbst beim Wechsel ims 32mm Okular muss ich schwenken, um die ganzen Ausmaße zu erfassen. Also, das ist ein echtes Schmankerl.

Habt ihr den Hantelnebel? Noch nicht. Weitersuchen? Ja. Ausdauer haben sie ja wirklich, find ich beeindruckend.

Kurz hochgeschwenkt, da sind M17 (DN/SNR-EN+OCL in Sgr; 6,0mag; 20'x15'; NGC-6618; Omeganebel) und M18 (OC-II3pn in Sgr; 6,9mag; 7'; NGC-6613), beide passen ins 32mm Okular rein. Der offene Haufen ist rundlich mir einigen hellen und vielen schwächeren Sternen. M17 ist ein kleines, aber helles Nebelgebiet. Die untere Seite ist begrenzt, aber deutlich heller als der obere, auslaufende Bereich.

Nun zu einem merkwürdigen Objekt. Ich hab vorher gelesen, das es sowohl ein offener Haufen als auch ein Emmissionsnebel ist. Ich schwenke da hin und sehe einen nicht so schönen offenen Haufen. Die Sterne sind etwas verwürfeld im Feld verteilt. Unten ist eine hellere Gruppe von Sternen, oben eine Reihe. Dazwischen ein hellerer Flaum aus nebligem Irgendetwas und Sternen. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt, kommt die Ecke auf Bildern doch deutlich als Nebelgebiet durch. Ich kontrolliere nochmal die Koordinaten, aber das ist die Stelle, wo ich hinwollte. Na ja, die Beschreibungen eines Nebelgebietes mit einem offenen Haufen...
Die Rede war von
M16 (OC-II2mn in Ser; 6,0mag; 8'; NGC-6611; Adlernebel).

Genug der Nebel, Raphael und Isabel haben M27 auch noch nicht gefunden, es geht weiter mit Kugelsternhaufen.

Der erste im Bunde ist M28 (GC-IV in Sgr; 6,9mag; 14'; NGC-6626). Ein kleiner Kugelsternhaufen, kleiner als vermutet, liegt in einer sternleeren Gegend. Nur sehr schwache Sterne kann ich im Umfeld erkennen. Beim Wechsel vom 13mm ins 7mm Okular bleibt der Haufen immer noch klein, aber sehr schön konzentriert. Erst beim indirekten Hinsehen wird er größer und größer, die Konzentration bleibt erhalten.

Nur wenig links von M28 ist der große Kugelsternhaufen M22 (GC-VII in Sgr; 5,2mag; 32'; NGC- 6656). Diese Ausmaße sind wahrhaft gigantisch. Direkt kann ich keine Einzelsterne ausmachen, beim indirekten Sehen ist es eine Pracht. Im Umfeld ist es - wie bei M28 - dünn bestellt mit helleren Sternen, ein leeres Feld irgendwie.

Viel weiter unten sind zwei Haufen (wahre Zwillinge von den Daten her) zu finden, M69 (GC-V in Sgr; 8,3mag; 7'; NGC-6681) und M70 (GC-V in Sgr; 7,8mag; 8'; NGC-6681). Leider ist es viel zu tief, ich seh fast nix mehr. Ich kann noch ausmachen, das an den Koordinaten was ist, aber zu mehr reicht es bei der sehr horizontnahen Beobachtung nicht mehr.

M27, was macht der? Immer noch nicht gefunden. Ich glaub, ich hab die beiden lang genug schmoren gelassen, schlage dann einfach M31, die Andromedagalaxie, vor. Bevor es aber ans Aufsuchen geht, erst einen Blick durchs Fernglas, um die genaue Position und Lage schon mal vorab einschätzen zu können. Das hilft, der ist wirklich schnell aufgefunden. Glückwunsch.

Ein bisschen Wollt ich noch im Süden beobachten, bevor wir gemeinsam weitermachen. Es geht an M54 (GC-III in Sgr; 7,7mag; 12'; NGC-6715). Ein kleines, konzentriertes Nebelchen in einer (doch sehr aufgehellten) sternleeren Gegend. Klein, konzentriert, aber irgendwie nichts besonderes. Liegt es vielleicht an der Aufhellung?

Abschließend noch der Kugelsternhaufen M55 (GC-XI in Sgr; 6,3mag; 19'; NGC-6809). Ein wirklich großer, aber schwacher Plop. Details, Einzelsterne, Fehlanzeige. Der Haufen ist selbst sehr schwach, die Ausmaße sind aber gut zu erkennen. Gut, der ist auch sehr horizontnah. Ich denk, dem Südmann sein Zenit ist dem Nordmann sein Horizont. Leider sind wir Nordmänner.

Jo, und der Rest steht ja in Isabels Bericht.

Letzte Änderung: 29. Juli 2009